Ist eine Ausstellung des Kultur- und Heimatvereins Egling, die das Schicksal von Auswandererfamilien des Landkreises aufzeigt, die im Jahr 1925, geprägt von wirtschaftlicher Not, dem Aufruf von Pater Paulus Sauter, einem Missionsbenediktiner aus der Erzabtei St. Ottilien, gefolgt sind, um sich in Chaco in Argentinien eine neue Existenz aufzubauen.
Veranstaltungshinweis für einen Vortrag von Pater Sauter,
Oberbayerischer Generalanzeiger vom 25.1.1925
Das erste Schiff, der Dampfer „Cap Polonio“, legte am 30. April1925 in Hamburg in Richtung Buenos Aires ab. Darauf befanden sich 50 Auswanderungswillige aus dem Lechrain. Es waren überwiegend junge Männer, die als Vorauskommando erste Vorbereitungen treffen sollten. Unter ihnen war Josef Hartl, ein Schmied aus Nassenhausen.
Das Schiff "Cap Polonio" Postkarte (aus Wikipedia)
Am 10. Juni 1925 folgte eine zweite Gruppe mit dem Dampfer „Cap Norte“. Diese umfasste auch Familien aus der Region. Einschließlich Frauen und kleiner Kinder ca. 55 Personen aus unserer Gegend.
Insgesamt nahmen aus Egling 27 Personen an der Auswanderung teil und die Gemeinde Schmiechen verzeichnete 32 Personen.
Die Bedingungen in Chaco erwiesen sich für die Familien als besonders schwierig. Wassermangel, unfruchtbares Land und Heuschreckenplagen führten jedoch zum Scheitern des gesamten Siedlungsvorhabens. Einige Familien kehrten in den Lechrain zurück, andere versuchten in besseren Regionen Argentiniens ihr Glück und starteten dort als Taglöhner in der Landwirtschaft oder Handwerker ein neues Leben. So auch die Familie Schneider aus Egling, deren Tagebucheintrag uns am Erlebten teilhaben lässt:
"…Am 4. Juli kamen wir nach Buenos Aires wir mussten aber wegen der Krankheit der Kinder noch bis 8. an Bord bleiben die älteren Kinder kamen am 7. ins Hospital in Muniz. Wir sind nun schon 8 Tage hier und müssen warten bis, die Kinder aus dem Hospital kommen. Wir wohnen im Hotel Stadt Wien ein deutsches Hotel. Am 13. kommen die Kinder aus dem Hospital und am Abend halb zehn fuhren wir von Buenos Aires ab.
Am 14. Früh halb sechs kamen wir nach Rosario und um 12 Uhr waren wir in Santa Fe. Abends 6 Uhr fuhren wir in Santa Fe wieder ab und kamen anderentags nachmittags um 3 Uhr nach Alhumbra. Schon lange bevor wir dort ankamen, sehen wir nichts mehr als lauter Wildnis. Die Wohnung der dortigen Leute waren als Baumstämmen und Lehmgemacht und mit Stroh bedeckt wie mans halt früher manchmal auf so Indianerbildern gesehen hat. Von Alhumbra ging es noch mit dem Rollwagen auf einer Privatbahn eine Stunde weiter in die Wildnis hinein. Otavia hieß der Ort, wo wir jetzt hin kamen. Wir wurden hier in einer Kirche einquartiert, wo auch schon unsere Landsleute waren. Anderen Tags fuhren wir mit der Rollbahn noch 2 Stunden in die Wildnis hinein und sollten uns unsere zukünftige Heimat heraussuchen. In 60 Meter Tiefe gibt es dort noch Salzwasser. Man sieht dort keinen grünen Fleck und alles Gestrüpp, das dort wächst, hat Dornen. Es ist nicht möglich dass hier etwas wächst. Am Sonntag, den 19.Juli reisten wir wieder zurück nach Santa Fe mit noch mehreren Familien. …. Am Ende August kam auch ein Teil unserer Sachen von Chaco herunter der, andere Teil ist noch in Buenos Aires. Vieles war aus den Kisten heraus gestohlen. Am 14. September bekam ich den ersten Brief von der Heimat und von den lieben Eltern, es war die erste Freude, die ich hier hatte…."
Bau eines Behelfshauses (später Kirche) im Chaco am 28.05.1925, Foto: Martin Hartl
Die Familie Schneider kehrte aus gesundheitlichen Gründen 1927 nach Egling zurück und konnte bald den verpachteten Betrieb wieder übernehmen. Josef Hartl arbeitete zunächst als Selbständiger in Los Condores bei Cordoba und dann als Meister in einer Gewerbeschule in Comodoro im Süden von Argentinien. Er kehrte 1954 nach Nassenhausen zurück. In den Jahren 1957 bis 1959 besuchte er in Argentinien die früheren Auswanderer und deren Nachfahren. In Diavorträgen berichtete er in den 1960er Jahren zuhause er über seine Erlebnisse.
Karte: KHV Egling mit Standorte, der in Argentinien verbliebenen Auswandererfamilien
Die lohnende Ausstellung, in der Alfons Löffler sehr aufwändig viele Details der Auswandererfamilien zusammengetragen hat, ist noch bis zum 01. Juni 2025 jeweils am Sonntag von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.